Jubiläum bei POTZTAUSEND

10 Jahre POTZTAUSEND? Mach 11 draus!

Manchmal braucht man Zeit, ein Jubiläum zu feiern

Sprache ist Kult. Das muss sie bleiben.

Mit diesem Satz in meiner Bewerbung begann 2010 mein professioneller Werdegang als Texterin. Vor meiner Ausbildung zur Kauffrau für Marketingkommunikation in einer Textagentur hatte ich schon Erfahrungen als Bloggerin, Redakteurin und Verlagsfotografin gesammelt. Nun war ich bereit, meine Worte in die Welt zu tragen. Das klappte ganz gut, denn bereits mein erstes eigenverantwortliches Projekt in Ausbildungswoche Nummer Drei landete als Werbung für deutsche Möbelbeschläge auf Bussen und Plakatwänden in Indien.

Eine verkürzte Ausbildung und eine Vollzeitstelle als Texterin formten danach meinen Werdegang. Ende 2013 suchte ich nach neuen Herausforderungen, um mich weiterzubilden. Doch das Jobangebot für festangestellte Texterinnen in meiner Region war tatsächlich mau. Ich bekam verlockende Angebote aus Hamburg, Köln oder München, doch mein Herz schlug für Ostwestfalen und so wagte ich 2014 mit POTZTAUSEND den Schritt in die Selbstständigkeit.

Von Plänen und Tatsachen

Die Gründung eines Unternehmens ist aufregend. Damals sah ich es groß vor mir: Eine gemütliche Agentur auf dem Land, mehrere Kreative und talentierte Auszubildende, die ich auf ihrem Weg begleiten würde. Ein Name musste her und passende Räumlichkeiten. Den Namen fand ich in einem Familienmeeting, die Räumlichkeiten zwei Jahre später im beschaulichen Beelen auf der Grenze zwischen Ostwestfalen und dem Münsterland. Dort kaufte ich mit meinem Mann einen sanierungsbedürftigen Resthof von 1880. Doch während ich den Ausbau des Nebengebäudes für mein Büro plante, verliebte ich mich neu … nämlich in die Flexibilität und die Chancen einer Solo-Selbstständigkeit.

Kreativität lässt sich nicht planen. Sie kommt nicht, wenn der Zeiger auf 8 Uhr rückt und macht definitiv keine Mittagspause. Ich liebte die spontanen freien Tage, wenn Aufträge auf Warteschleife – also zur Ansicht oder Freigabe bei Kunden – lagen und genoss die Möglichkeit, morgens auszuschlafen und in der Ruhe der Nacht Texte zu schreiben. Eine zeitliche Flexibilität, die auch mit den Geburten unserer Kinder immer wieder Entspannung in diese turbulente, sehr fremdbestimmte Lebensphase gebracht hat. Die Work-Life-Balance passt seitdem und bis heute. Für POTZTAUSEND mache ich daher keine langfristigen Pläne mehr. Wohin der Weg führen wird? Keine Ahnung, aber POTZTAUSEND bleibt eine One-Woman-Show.

Aufregendes Jahrzehnt

Zehn Jahre – das kam mir bei meiner Gründung unmöglich vor… und nun sind es schon elf. Wollte ich zwischendrin das Handtuch werfen? Aber ja. Stellenangebote lese ich mir bis heute durch. Finanzielle Sicherheit, bezahlte Urlaube und Krankheitstage – das liest sich traumhaft und doch möchte ich die Freiheit nicht missen. Und die wunderbaren Menschen, Projekte und Unternehmen, die ich in diesen Jahren begleiten durfte.

Ob ich mich nicht alleine fühle – das ist wohl eine der häufigsten Fragen. Nein, absolut nicht. Viele Kundinnen und Kunden begleite ich seit Jahren. Einige gehen den Weg sogar seit meinem ersten Gründungsjahr mit mir. Wir sind per du, schreiben uns abends, was die Kids erlebt haben und fühlen uns als Freunde innerhalb eines gut funktionierenden Teams. Ich darf teilnehmen an Weihnachtsfeiern oder Teambuilding-Maßnahmen, darf Mitarbeitenden-Rabatte nutzen oder das Knowhow für meine Zwecke anfragen. Es sind wundervolle Kontakte voller Respekt und Wertschätzung. Ich habe nicht nur ein Team, ich habe viele. Und jedes ist einzigartig und gut so, wie es ist. 

In diesen elf Jahren durfte ich wirklich viel erleben und begleiten. Junge Unternehmen in der prickelnden Phase ihrer Entstehung, aber auch Firmen, deren letzte Tage angebrochen waren unterstützte ich mit den richtigen Worten für diesen Augenblick. Ich war Springerin in Urlaubszeiten oder aktiv als Krankheits- und Elternzeitvertretung. Ich durfte dabei sein, als neue Produktideen geboren und für den Markteintritt vorbereitet wurden. Manchmal war ich nur Ideengeberin am Rande, manchmal habe ich das Projekt hauptverantwortlich geleitet und umgesetzt. Ich durfte Reden schreiben, mal politisch, mal faktisch, mal ganz emotional. Bei Letzterer sprang ich sogar spontan ein, als die Rednerin zu gerührt war, um weiter zu sprechen. Außerdem durfte ich ehrenamtlich tolle Projekte begleiten, wie den Verein Trotz Allem, der Frauen mit sexualisierten Gewalterfahrungen berät und unterstützt (Jetzt spenden!) oder das Kinderwunschbuch von Marie Christin Holland erstlektorieren, was mich als Co-Autorin emotional besonders berührte.  

Prägende Projekte gab es viele – manche Tagesgeschäft, manche eine zeitliche und fachliche Herausforderung. Andere waren kürzer als gedacht, aber haben dennoch ihre Wirkung nicht eingebüßt, so wie der genderneutrale Titel der Gemeindebroschüre „Schön hier. Steinhagens beste Seiten für Reisende, Zugezogene & Urgesteine“, die nach einem gemeinsamen Konzept von meiner Kreativpartnerin Verena Venjakob realisiert wurde. Ein paar meiner Projekte möchte ich hier in den kommenden Wochen vorstellen.